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Fazit
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Es ist anzunehmen, daß in naher Zukunft die Fähigkeiten der Videoplattformen steigen werden und somit die Videocodecs in qualitativer Hinsicht nicht hinter denen der digitalen Rundfunkprogramme zurückstehen müssen. Es ist viel eher sogar wahrscheinlich, daß diese in Zukunft sogar noch weit übertroffen werden, da die Ausgabemedien der Computer prinzipbedingt höhere Qualität zulassen, als die Fernseher oder auch HD-Fernseher der Gegenwart. Zusätzlich wird es wahrscheinlich eines Tages möglich sein, sogar den Kamerablickwinkel als Zuschauer selbst in Echtzeit zu bestimmen.

Diese Faktoren, also hochauflösendes Fernsehen und Freiheit in der Rezeption, werden von den Dreharbeiten weit mehr abverlangen, als einem auf den ersten Blick klar werden mag (vrgl. dazu auch den Artikel des Online Magazins Telepolis: Wie scharf sollen Porno-Bilder sein?). Das Zeitalter der Bühnenbilder und Kulissen, die in erster Linie einen schönen Schein waren sollen, aber im Grunde nichts anderes als Holzbretter, Heftzwecken und Gaffaband sind, neigen sich dann dem Ende zu und eine suboptimale Szenerie wird einen direkten negativen Einfluß auf die Qualität des Endprodukts innerhalb der Rezeption des Zuschauers haben. Ganz genau so, wie als ein von oben ins Bild baumelndes Mikrofon bei sovielen Spielfilmen dafür sorgte, daß den Zuschauern plötzlich und unangenehm bewußt wurde, daß es lediglich ein Schein ist, den sie da sehen.

Insofern befinden wir uns gerade jetzt, im Jahre 2008, in einer kurzen, aber sehr gutmütigen Phase, in der es möglich ist, mit überschaubarem Aufwand ein Video zu erstellen, das den Qualitätsmaßstäben des Rezipienten (in Form seiner Erwartungshaltung) gerecht werden kann. So wie es für einen Vogel keinen plausiblen Grund gibt anzunehmen, daß die Augenzeichnung auf den Flügeln eines Schmetterlings nur Kulisse sind, so gibt es für YouTube Betrachter keinen Grund, hinter den dicken und unförmigen, ruckhaft bewegten Pixeln einen Fehler zu vermuten. Beide, weder Vogel noch YouTube Fan, können aufgrund ihrer wie auch immer beschränkten Wahrnehmung annehmen, daß das, was sie zu sehen glauben, nicht das ist, was tatsächlich da ist. Anders ausgedrückt: wenn der visuelle Kanal keine deutlichen Anzeichen von Patzern in Form von hochauflösender Selbstoffenbarung bereithält, dann wird der Rezipient die fehlende Information mit seiner Erwartungshaltung aus jahrelanger Fernsehrezeption ausfüllen.

Dieser Annahme folgend wurde das Tonight Musikvideo mit bescheidenen Mitteln und zwar unabsichtlichen, aber mehr oder minder deutlichen Fehlern (siehe Kapitel Fehler) gedreht. Und genau diese Unzulänglichkeiten wurden durch die Farbgebung und den schnellen Schnitt aus dem Fokus des Betrachters gerückt und zuletzt durch die niederqualitative Kodierung auf der Videoplattform weiter in den Hintergrund gedrückt.

Ich selbst, als jemand, der in dem Video und bei dessen Produktion eine – bescheiden ausgedrückt – tragende Rolle hatte (Schauspiel, Song, Konzept, Schnitt, Projektleitung, etc.), bin mit dem Endergebnis überaus zufrieden. Leider sorgt aber auch genau diese Involviertheit dafür, daß ich jedesmal zum Beispiel bei den Beobachterszenen das Dübelloch in der Wand betrachte und mich darüber ärgere, daß es nicht abgedeckt wurde. Das steht einer objektiven Rezeption im Wege und ich kann allerhöchstens versuchen, mir vorzustellen, wie das fertige Video auf jemanden wirkt, der nicht an dessen Produktion beteiligt war.

Dies ändert allerdings nichts daran, daß ich mit dem Endergebnis sehr glücklich bin und denke, daß es im Rahmen von YouTube und den aktuellen politischen Entwicklungen eine Daseinsberechtigung hat. Tonight war das zweite Video, das ich produziert habe und die damit einhergehenden Erfolgserlebnisse werden sicher ein drittes Video nach sich ziehen.

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Wenn oberflächliche Optik in den Hintergrund der Betrachtung gerät, dann sind es die Inhalte, die zählen und diese sind es, die man manchmal beeinflußen kann – dies gilt wahrscheinlich für viele Dinge im Leben.


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2008-07-27 17:15:57 Marco
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