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Technisches Prinzip - Beispiel Roland PD120
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Um die Funktionsweise eines Edrumpads besser zu verstehen, betrachtet man am besten einen konkreten Aufbau. Zu diesem Zwecke soll im folgenden das Edrum Pad „PD 120“ von Roland vorgestellt und erläutert werden.

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Das Roland PD 120 ist klassisches Stereotrigger Meshheadpad. Das heißt, es besitzt zwei separate eingebaute Piezotrigger für Spielfläche und Rand. Es ist mit einem doppelschichtigen weißen Meshfell ausgerüstet, das ein sehr gutes Reboundverhalten gewährleistet. Außerdem ist das Fell optisch sehr dicht, sodass man kaum in das Innere des Pads blicken kann. Der Spannreifen ist mit einem Gummiprofil überzogen, einem so genannten „Rim noise eliminator“ (von engl. rim noise eliminator: Randgeräusch Absorber). Dadurch wird das Geräusch beim Anschlagen des Randes, also sowohl bei Rimshots als auch bei Cross-Sticks sehr stark herabgesetzt.

Betrachten wir nun den inneren Aufbau des Pads:

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Am Kessel ist eine metallische Querstrebe angebracht, an der die Sensorik angebracht ist. In der Mitte erkennt man die bei Roland Pads üblichen zylindrischen Schaumstoffkegel, der die Schwingung des Meshfells gedämpft auf den darunter befindlichen Piezotrigger weitergibt. Am Rand der Strebe ist der zweite Trigger angebracht, der für die Detektion der Randschläge verantworlich ist. Der Aufbau scheint soweit recht simpel zu sein, doch wie bei fast allen technischen Geräten steckt der Teufel im Detail. Darum wollen wir einen etwas detailierteren Blick auf die einzelnen Elemente werfen:

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Der Spielflächentrigger unter dem Schaumgummikegel ist auf einer Grundplatte aufgeklebt, die ihrerseits nicht starr mit der Strebe verbunden ist, sondern über Gummipuffer schwingend gelagert ist. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, ohne den das Pad seine hohe Performance nicht erreichen würde. Durch die bewegliche Befestigung, werden äußere Erschütterungen zu einem Großteil absorbiert und es kommt zu weniger Fehltriggern, sodass die Triggerempfindlichkeit für die Detektion von Schlägen auf die Spielfläche deutlich gesteigert werden kann. Natürlich kommt es hier auf die richtige Mischung an. Der Trigger darf keines Falls zu „wabbelig“ angebracht sein, aber auch keinesfalls zu starr über die Strebe mit dem Kessel verbunden sein. Auch die Wahl des Material und die Beschaffenheit des Schaumgummis, das als Dämpfschicht zwischen Meshfell und Trigger vorgesehen ist, hat großen Einfluss auf die Präzision der Triggerung. Das Material darf weder zu hart noch zu weich sein.

In diesem Zusammenhang erkennt man übrigens auch gut die Ursache für den „Hotspot Effekt“, der bereits an anderer Stelle angesprochen worden ist. Nur dort wo der Schaumgummikegel das Meshfell berührt, wird ein Schlag auf direktem Wege auf das Piezoelement übertragen. Wird das Pad an einer anderen Stelle angeschlagen, so muss die sich ausbreitende Schwingung erst noch die Distanz vom Anschlagsort bis zur Mitte des Pads überwinden, bis sie von dort über den Schaumgummikegel in das Piezoelement geleitet wird. Dadurch schwächt sich das Signal ab und es ergibt sich ein recht großer unnatürlicher Unterschied in der erzeugten Lautstärke des Drumgeräuschs im Vergleich zu einem Schlag direkt in die Mitte des Fells.

Durch den Effekt, dass sich die detektierten Signale ändern, wenn das Pad von außen nach innen angeschlagen werden, kann andererseits das „Positional sensing“ realisiert werden, in dem man genau diese Unterschiede zur Beurteilung der Anschlagposition heranzieht.

Kommen wir nun zu dem zweiten Trigger, der nur für die Detektion von Randschlägen benötigt wird. Er ist starr mit der Strebe verbunden. Dadurch nimmt er alle Erschütterungen auf, die auf den Kessel einwirken. Das werden zu einem gewissen Teil allerdings auch unerwünschte Schwingungen sein. Darum muss die angeschlossene Elektronik so eingestellt werden, dass nur die gewünschten Impulse detektiert und alle anderen unterdrückt werden. Im Allgemeinen wird einfach die Schwelle für die Triggerung heraufgesetzt.

Kommen wir nun aber zu einer anderen grundsätzlichen Begebenheit. Der Randtrigger ist bei der Konstruktion des PD 120 am Rand der Strebe angebracht. Dadurch übertragen sich Schläge auf den Rand dort besonders gut, wo die Entfernung zum Trigger gering ist. Dort wo der Abstand zum Trigger groß ist, werden sich die Signale nur schlecht oder gar nicht übertragen. Das ist der Bereich des Randes, der auf der gegenüberliegenden Seite liegt. Für die Praxis bedeutet das, dass das Pad so ausgerichtet werden muss, dass die Seite der Strebe, wo der Trigger montiert ist, dem Spieler direkt zugewandt sein muss. Nur in diesem Zustand können Randschläge detektiert werden. Würde das Pad beispielsweise genau seitenverkehrt montiert, sodass sich der Randtrigger auf der dem Spieler abgewandten Seite befindet, könnten Randschläge nicht oder nur sehr schlecht detektiert werden, dass das Signal nur sehr stark abgeschwächt beim Trigger ankommt.

Es bleibt also festzuhalten, dass der gesamte Aufbau des Pads einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Triggereigenschaften hat. Es geht nicht nur um die verwendeten Piezoelemente. Durch den mechanischen Aufbau des Pads wird festgelegt, wie sich Erschütterungen im Pad ausbreiten, wie stark das Signal noch ist, wenn es am Trigger an kommt, welchen Weg der Impuls nimmt und wie lange es dadurch dauert, bis das Signal detektiert werden kann. Bei dem mechanischen Aufbau des PD 120 gibt es beispielsweise immer eine Vorzugsrichtung für die Detektion von Kantenschlägen, während die Triggerung der Spielfläche weitestgehend rotationssymmetrisch ist. Diesen Makel hat man bei Roland in den neueren Padkonstruktionen allerdings bereits erkannt und die Konstruktion entsprechend angepasst. Bei den moderneren Pads ist die Strebe sternförmig aufgebaut und der Trigger mittig angebracht. Dadurch übertragen sich Schwingungen vom Rand von allen Seiten her gleichförmig aus den Randtrigger.

Abschlussbemerkung

Bei einem Edrumpad kommt es ganz entscheidend auf die Kombination aus gewähltem Piezotrigger und der Padkonstruktion an. Einen guten Piezotrigger in irgendeinen Kessel reinzubasteln mag zu einem gewissen Erfolg führen. Hoch präzises Triggering allerdings erfordert eine genaue Abstimmung aller Einzelkomponenten. Last but not least trägt auch die nachgeschaltete Elektronik bzw. die eingestellten Parameter entscheidend zu einer guten Triggerperformance bei. Fehltrigger werden von hochwertigen Steuerteilen recht gut unterdrückt. Hingegen kann ein schlechtes Steuerteil die Perfomance eines hervorragenden Pads womöglich nicht ausschöpfen.

2008-01-09 12:52:21 Jan Häger
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